Der 5. September 1995.
Es war ein sonniger Spätnachmittag als es an der Tür klingelte.
Vor mir stand ein junger Mann mit einem ca. 2 Monate alten, schneeweißen Welpen auf dem Arm.
Er sagte mir, er wäre der Neffe meiner Freundin, sie hätte ihn zu mir geschickt ob ich die Hündin aufnehmen kann.
Diese kleine Hündin sollte getötet werden, er hat sie gerettet und seiner Freundin geschenkt.
Sie aber wollte das Tier nicht.
Man brauchte nur einen Blick um zu sehen; dieses kleine Ding war am Ende.
Ich hatte einen Hund und eine Katze, war außer an diesen Urlaubsstagen viel außer Haus.
Meine Tochter war erst 8 Jahre.
Kind, Mann, Haus ,Hof, Garten und Tiere , dass war zu der Zeit ganz schön viel.
Ich hatte grade meinen Barry verloren, der innerhalb weniger Stunden an einen Virus starb.
Der Tierarzt hatte ihm nicht helfen können. Dieser Hunde-Virus ging grade in der Gegend um.
Das alles schoss mir durch den Kopf.
Dieses kleine Ding brauchte mehr Zeit als ich zu dieser Zeit geben konnte.
Meine anderen Kinder waren erwachsen und hatten ihr eigenes Leben. Tiere gehörten nun nicht mehr dazu.
Ich glaubte, ich hätte nicht mehr die Kraft irgendwann noch einmal ein Tier sterben zu sehen und ich wollte nein sagen.. ABER da war meine kleine Tochter, die hat ja nun gar nicht mehr locker gelassen.
Ihr Papa war ihr Ein und Alles und er hat ihr nie einen Wunsch abschlagen können, sie wusste ganz genau wie sie es machen muss...
So bin ich, was nicht oft im Leben vor kam, überstimmt worden.
Wundert mich nicht, denn mein Nein war, wie man sich vielleicht denken kann, Halbherzig.
Nun erst rückte der junge Mann vor Erleichterung mit seiner Geschichte raus.
Seine Freundin kümmert sich nicht um die Hündin. Er ist den ganzen Tag arbeiten.
Das Tier bekommt von seiner Freundin weder Fressen noch Wasser, er hatte den Welpen heute in einer Schublade eingesperrt gefunden.
Seine Freundin hat ihn nun vor die Wahl gestellt, der Hund oder sie.
Da stand nun dieser junge Mann mit einem Welpen auf dem Arm und weinte.
Die großen braunen Knopfaugen des Hundes sahen mich an, so süß doch irgend etwas stimmte nicht...
Das Tier musste schnell zum Tierarzt.
Es stand schlecht um den kleinen Welpen und der Tierarzt sagte mir die Nacht wird es wohl nicht überleben. Erst wenige Wochen alt, zu früh von der Mutter weg ... ein Herzfehler und sie hatte bisher keine Pflege.
Er wollte ihr eine Gnadenspritze geben
Doch nun war ich fest entschlossen. Ich nahm sie mit nach Hause...
Aber es konnte nur ein Versuch sein...
Das Fieber musste ohne Medikamente runter, ihr Zustand hätte es nicht mehr verkraftet,
also Bauchwickel.
Flasche, Nuckel und Babynahrung hatten mein Kind und Papa schon besorgt.
Stark verdünnt, musste sie alle 15 Min ein klein wenig davon bekommen.
Das war nicht leicht doch Gott sei Dank hatte sie keine Angst vor mir.
Ich hielt sie im Arm, so konnte sie mein Herz schlagen hören.
Irgendwann hatte ich mal gelesen/gehört , es beruhig ein Tier.
Einige Male sah es aus als wäre der Hund nun gegangen,
es war eine sehr lange Nacht.
In diesen Stunden hab ich angefangen diesen Welpen zu lieben.
Gegen 5h stand dann mein Mann auf , was ungewöhnlich war.
Er brachte mir einen Kaffe und sagte nun geh etwas schlafen.
Er wollte für mich aufzupassen.
Sie schlief nun aber ich ließ das Tier nicht allein.
Dann wurde es 7:30h und mein Mann musste zur Arbeit.
Er fragte mich noch ob er sich den Tag Urlaub nehmen sollte aber soviel machte es mir nicht aus
eine Nacht wach zu sein.
Dann war wieder etwas ungewöhnlich.
Bevor er ging, küsste er mich zum Abschied überall im Gesicht und fragte mich
„wenn ich mal so hilflos bin, kümmerst du dich dann auch so um mich?„
Ich musste lachen, was für eine Frage...
An der Tür sagte er „ich liebe dich“.